Pfingstrosenzüchtung
Kastrierte Blüte ohne Pollen
Pollenreife
Bestäubte Päonien Blüte
Pollen auf Narben
Balgfrüchte mit Samen
Bei der Kombinationszüchtung erfolgt durch den Züchter eine Kreuzung von im Vorfeld ausgewählten Formen bzw. Sorten. Dadurch wird gezielt die genetische Vielfalt in den jeweiligen Sämlingsnachkomgmenschaften erweitert. Da über die Vererbung wichtiger Merkmale bei Pfingstrosen sehr wenig bekannt ist, ist auch die Kombinationszüchtung bei Pfingstrosen noch immer sehr durch Erfahrungswerte geprägt. Durch eine Verstärkung der züchterischen Beschäftigung mit Strauchpfingstrosen sind hier aber erhebliche Fortschritte möglich. Nicht selten übertragen Insekten den Pollen einer Pfingstrosen Blüte auf die Narben der Blüte einer benachbarten Pflanze. Ohne gezielt ausgeführte Kreuzungen können so ebenfalls Nachkommenschaften mit großer genetischer Variabilität entstehen. Dies kann noch dadurch begünstigt sein, dass entweder eine genetisch bedingte Selbstunverträglichkeit oder fehlender eigener Blütenstaub (als Folge von Blütenfüllung) die Häufigkeit einer Fremdbefruchtung z. B. durch Insekten erhöhen. Die Wildarten der verholzenden (Strauch-) Pfingstrosen können aus botanischer Sicht (Bau der Blüte, Vorhandensein oder Fehlen der die Fruchtblätter umhüllenden Scheide) zwei verschiedenen sogenannten Unter- Sektionen zugeordnet werden. Werden die zu einer Untersektion gehörenden Arten untereinander gekreuzt, so gelingt dies in der Regel ohne Schwierigkeiten, die Nachkommenschaftspflanzen sind selbstfertil und setzen keimfähige Samen an. Die Kreuzung von Arten, die verschiedenen Unter-Sektionen zugehörig sind, ist nur sehr erschwert möglich und führt zu Nachkommenschaftspflanzen, die mehr oder weniger vollständig steril sind, d. h. keine keimfähigen Samen produzieren. Dies trifft auf die sogenannten „Lutea Hybriden“ zu, bei denen in einem einzigen Kreuzungsschritt ein Kreuzungspartner das Gelb bzw. Orangegelb in die in der Einzahl entstehenden Bastardpflanzen eingebracht hat und der andere Kreuzungspartner Vererbungsfaktoren, wie vor allem Blütengröße, Blütenfüllung und weiße bzw. rosa Blütenfarben. Da abgesehen von extrem seltenen Ausnahmefällen keine Nachkommenschaften entstehen, ist eine weitere züchterische Bearbeitung z. B. durch Auslese praktisch nicht möglich. Bei anderen Pflanzenarten konnte diese „Sackgassensituation“ durch Polyploidisierung (Verdopplung der Chromosomensätze) überwunden werden. Bei Strauchpfingstrosen ist dies bislang noch nicht gelungen. Analog gilt dies auch für die Nachkommenschaftspflanzen aus der Kreuzung von verholzenden und nicht verholzenden Arten. Hier wird von intersektionellen Hybriden gesprochen, weil die Kreuzungspartner zwei verschieden Sektionen der botanischen Familie der Pfingstrosen angehören.
Die Züchtung von Pfingstrosen wird dadurch erleichtert, dass Ausgangsformen und wertvolle Nachkommenschaftspflanzen durch Veredlung oder durch Teilung auch vegetativ vermehrt und so dauerhaft erhalten werden können.
Die züchterische Beschäftigung mit Strauchpfingstrosen – etwas Besonderes für Sie und eine besondere Herausforderung an jeden Pfingstrosenfreund und passionierten Freizeitgärtner !
Pfingstrosen kultivieren, die vorhandenen Schätze durch Teilung oder Pfropfung vermehren oder sogar durch Aussaat und mehrjährige Sämlingsanzucht bis zur ersten Blüte den ganzen Lebenszyklus von Pfingstrosen zu erleben – angesichts der Schönheit dieser Pflanze ist dies ein ganz besonders anspruchsvolles Gartenhobby. Die Freude an Pfingstrosen kann potenziert werden, wenn die Anzucht aus Samen mit züchterischen Zielstellungen verbunden wird, d. h. Formen gewonnen werden sollen, die durch ihre Eigenschaften die Palette der im eigenen Garten vorhandenen Sorten erweitern und vielleicht sogar den Anspruch an eine selbst gezüchtete Sorte erfüllen können.Macht angesichts der schon bestehenden Fülle älterer und neuester Zuchtsorten eine züchterische Beschäftigung mit Pfingstrosen überhaupt einen Sinn?
Ja – aber sehr ! Ein Beispiel: Viele Strauchpfingstrosen Sorten sind wärme bedürftig und krankheitsanfällig und damit wenig geeignet für die Gartenkultur im nördlichen Mitteleuropa. Verbesserungen sind nicht ganz einfach erreichbar, aber möglich - zumal es dafür sehr gut geeignetes Ausgangsmaterial gibt.
Was dabei auf den ersten Blick vielleicht als viel zu kompliziert erscheinen mag, ist bei Strauchpfingstrosen bedingt durch deren Biologie einfacher zu realisieren als bei vielen anderen Pflanzenarten. Wichtigste Voraussetzung für einen züchterischen, d . h. aktiv gestaltenden, schöpferischen Umgang mit Pfingstrosen sind Gartenwissen und erste Erfahrungen mit der Kultur von Pfingstrosen. Natürlich sind darüber hinaus auch spezielle Kenntnisse notwendig, die aber Schritt für Schritt erworben werden können.
Pfingstrosenbegeisterte, die sich schon seit längerer Zeit insbesondere mit Strauchpfingstrosen züchterisch beschäftigen, haben zu Beginn des Jahres 2008 eine Arbeitsgemeinschaft Pfingstrosenzüchtung gegründet mit dem Ziel, die breite züchterische Beschäftigung mit Pfingstrosen zu befördern, die dabei zu gewinnende Freude auch Anderen zu vermitteln, Erfahrungen, neue Sorten und züchterisches Material vorzustellen und auszutauschen, über Zuchtmethoden zu informieren, züchterische Zielstellungen zu erarbeiten, das entstehende Material in seinen Eigenschaften zu bewerten und beste Sämlinge für eine Sortenbenennung zu empfehlen (Text und Bilder: Wandelt).
Die Arbeitsgemeinschaft Pfingstrosenzüchtung (APZ) hilft auf der Basis einer Mitgliedschaft in der APZ mit ihrem Wissens- und Erfahrungsschatz gern bei einem erfolgreichen Start in eine sehr viel Freude bereitende ganz individuell ausgerichtete züchterische Beschäftigung mit Pfingstrosen.
Ihr Ansprechpartner: Arbeitsgemeinschaft Pfingstrosenzüchtung (APZ), 1. Vorstand: Dr. Werner Wandelt (Quedlinburg)